Mitglied werden

Über 300 Streikende in Baden-Württemberg

Sehr gute Beteiligung am Warnstreik

19.03.2025

Gute Laune im Streiklokal trotz schlechtem Angebot der Verleger

Foto: Gregor Schwarz

Der landesweite Warnstreik der tarifgebundenen Tageszeitungen am heutigen Tag war ein voller Erfolg. Etwa 200 Streikende waren zur zentralen Streikversammlung im Stuttgarter Gewerkschaftshaus gekommen, rund 100 weitere Kolleg*innen hatten vor Ort die Arbeit niedergelegt und sich an lokalen Streikversammlungen beteiligt.

DJV-Landesvorsitzender Markus Pfalzgraf wies in seiner Rede bei der Streikversammlung auf die schwierigen Rahmenbedingungen der bundesweiten Tarifverhandlungen hin: "Wir müssen in Baden-Württemberg ja fast schon froh sein, dass es überhaupt noch so viele tarifgebundene Zeitungsverlage gibt. Aber dort ist das Angebot der Arbeitgeber:innen nicht hinnehmbar: Es hat nichts mit angemessener Lohnerhöhung zu tun, es hat nichts mit Wertschätzung journalistischer Arbeit zu tun, und es wäre sogar ein Rückschritt in der Lohnentwicklung.

Damit spielte er darauf an, dass bereits der letzte Tarifabschluss aus dem Jahr 2022 bezogen auf die Inflationsrate der letzten Jahre einen Reallohnverlust von ca. 10% bei den Redakteur*innen bedeutet hatte. Das bisher auf dem Tisch liegende Angebot der Verleger verschlimmere diesen Effekt noch. 

Als Skandal bezeichnete auch Michael Trauthig, dju-Landesvorsitzender und Mitglied der Verhandlungskommission, das bisherige Angebot der Verleger, das neben einer Festbetragserhöhung von € 120 im laufenden Jahr eine lineare Steigerung von 1,5 % in 2026 und noch magereren 1,0 % in 2027 beinhaltet. Die Gewerkschaften hatten eine lineare Erhöhung von 10,5 % (DJV) bzw. 12 % (ver.di) bei einer Laufzeit von einem Jahr gefordert. 

In einer offenen Fragerunde machten auch viele der anwesenden Kolleg*innen ihrem Ärger Luft. Eine Streikende brachte es in einem emotionalen Statement auf den Punkt: "Früher habe man um Verbesserungen gekämpft, heute scheint es nur noch um die Verhinderung weiterer Verschlechterungen zu gehen". Daher feiere sie heute ihren ersten Streiktag überhaupt - was zu lautem, aufmunterndem Applaus im Saal führte. 

Zum Abschluss der Versammlung beschlossen die Anwesenden noch eine gemeinsame Resolution für die vierte Tarifrunde, die morgen in Düsseldorf stattfindet (Text siehe Anhang). Die Streikenden schicken damit und mit der sehr guten Streikbeteiligung ein deutliches Zeichen in Richtung der Verleger, endlich ein akzeptables Angebot vorzulegen. Ansosten werden schon bald weitere Arbeitskampfmaßnahmen nötig werden, dann eventuell auch mit Solidaritätstreiks bei den tariflosen Tageszeitungen.  

 

Resolution zum landesweiten Warnstreiktag am 19.03.2025

Journalist*innen entsetzt über Arbeitgeberverhalten: Wir haben mehr Respekt verdient!

Mit einhelliger Empörung verurteilt die Versammlung streikender baden-württembergischer Journalist*innen das Gebaren der Vertreter des Bundesverbandes Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV) bei den seit Monaten laufenden Tarifverhandlungen. Statt konstruktive Vorschläge zu machen und so auch die Wertschätzung gegenüber der Arbeit der Journalist*innen in einem zunehmend schwierigen Umfeld zum Ausdruck zu bringen, provozieren die Arbeitgebervertreter mit völlig unannehmbaren Angeboten zu mickrigen Gehaltsaufbesserungen und Forderungen, bisherige Standards zu senken.  

Nicht nur dass die Arbeitgeber mit einem Festbetrag von € 120,- und einer linearen Erhöhung von 1,5 % ab August 2026 und 1,0 % ab August 2027 bei einer Laufzeit von 36 Monaten ein Angebot vorgelegt haben, das noch nicht mal annähernd einen Ausgleich des inflationsbedingten Kaufkraftverlustes der letzten Jahre bedeutet. Noch schlimmer: Man will im Gegenzug auch die Gehaltsstufen nach Berufsjahren abschaffen und Stufenaufstiege künftig von Weiterbildungen abhängig machen, die zu allem Übel von den Betroffenen selbst organisiert und bezahlt werden müssen.

Die Streikenden der tarifgebundenen Tageszeitungen in Baden-Württemberg rufen daher die im BDZV organisierten Verlage auf, in der nächsten Verhandlungsrunde am 20.03.2025 endlich einen lösungsorientierten Weg einzuschlagen und ein anständiges Angebot für Gehalts- und Honorarsteigerungen vorzulegen.

Nur eine deutliche Lohnsteigerung spiegelt den Wert unserer Arbeit wider. In den letzten Jahren sind unsere Reallöhne stark gesunken, wurden die Journalist*innen von der allgemeinen Lohnentwicklung abgekoppelt. Deshalb braucht es jetzt eine deutliche Aufwertung.

Die Arbeitgeber-Forderung nach drastischen Einschnitten in den Gehaltstarif lehnen wir entschieden ab!