Nach langen und zähen Verhandlungen
Tarifabschluss im SWR
Streik von Verdi und DJV, hier am SWR-Funkhaus Baden-Baden
Nach insgesamt zehn Verhandlungsrunden seit Januar 2024, zahlreichen Sondierungsgesprächen und mehreren Warnstreiks, haben sich die Gewerkschaften DJV, ver.di und unisono mit der Senderleitung auf einen vorläufigen Tarifabschluss geeinigt. Diesem müssen jetzt noch die Gremien der Gewerkschaften und der Verwaltungsrat des SWR zustimmen.
Den Beschäftigten und festen Freien des SWR winkt zum 01.12.2024 eine deutlichen Erhöhung ihrer Gehälter und Honorare: 4,71 % lineare Erhöhung und eine sozial gestaffelte Einmalzahlung rückwirkend für die Monate Januar - November 2024 konnten erreicht wären. Hinzu kommt eine ebenfalls sozial gestaffelte Sonderzahlung - vergleichbar mit einem Urlaubsgeld - im Frühjahr 2025. Kurz vor Auslaufen des Vertrages, dessen Laufzeit 25 Monate vom 01.01.2024 - 31.01.2026 beträgt, gibt es eine weitere lineare Erhöhung um 1,23% zum Jahresbeginn 2026.
In einer Umfrage vor Beginn der Verhandlungen hatten viele DJV-Mitglieder zurückgemeldet, dass gerade anhand der hohen Inflation der letzten Jahre die Kluft zwischen den Gehältern der unteren und der oberen Beschäftigtengruppen im SWR nicht noch größer werden sollte, was bei linearen Erhöhungen immer automatisch der Fall ist. "Mit der starken sozialen Staffelung bei Einmal- und Sonderzahlung tragen wir diesem Wunsch Rechnung" - so Anke Vetter, die für den DJV Baden-Württemberg die Verhandlungen gemeinsam mit Achim Beckedorf als ehrenamtliche Verhandlungsführerin begleitet hatte. Die Sonderzahlung als starke soziale Komponente sei ein Novum bei Tarifabschlüssen im SWR und daher ein toller Erfolg, "denn Sockelforderungen lehnt der SWR schon immer kategorisch ab", berichtet Vetter weiter aus ihrer jahrzentelangen Erfahrung als Tarifführerin.
Ausnahmsweise hat der SWR aber zumindest für alle Lernenden einen Sockelbetrag akzeptiert: Auszubildende, DH-Studierende und Volontär:innen erhalten ab 01.12.2024 eine Festbetragserhöhung von € 200,- sowie die Einmalzahlung in Höhe von € 2.100,-. Dies wirkt sich in diesen Berufsgruppen prozentual stark überdurchschnittlich aus - ein gutes und wichtiges Zeichen der Wertschätzung für den Nachwuchs .
Zusätzlich zu den klassischen Tariferhöhungen konnten die verhandelnden Gewerkschaften mehrere Nebenforderungen durchsetzen: So gibt es z.B. künftig einen monatlichen Zuschuss von € 25,- zum Jobticket (Lernende: € 30,-), mehr Sonderurlaubstage bei Todesfällen im Familienkreis oder für Eltern von kranken Kindern mit Behinderung sowie einen Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen bis zum Ende der Laufzeit. Die Themen Einführung von Metis-Zählpixeln bei Online-Texten sowie die Schaffung eines Zeitwertkontos auch für A-Kreis-Freie, sollen bis zur nächsten Verhandlungsrunde seitens des SWR mit Nachdruck verfolgt werden, das sichern entsprechende Klauseln im Vertrag zu.
"Wenn man bedenkt, dass die Senderleitung zu Beginn der Verhandlungen mit Nulllrunden gedroht hat, ist das Ergebnis wirklich ein Erfolg, auch wenn es uns nicht in Jubel ausbrechen lässt", resümiert Gregor Schwarz, Geschäftsführer des DJV BW und hauptamtlicher Tarifführer. Besonders schwierig seien die Verhandlungen auch deshalb gewesen, da die Senderleitung im linearen Bereich trotz massiven Streikdrucks nicht über die von der KEF vorgegebene Personalkosten-Steigerungsrate von ca. 2,5 % pro Jahr hinausgeht. Ein Problem, das man mittelfristig nur politsch lösen könne, so Schwarz weiter. Letztlich sei die hohe Sonderzahlung aber das Vehikel gewesen, mit dem eine Einigung erzielt werden konnte.
Auch wenn der endgültige Tarifabschluss noch unter Vorbehalt der Zustimmung in den Gremien steht, möchte sich der DJV Baden-Württemberg schon an dieser Stelle herzlich bei allen Mitgliedern bedanken, die durch ihre Mitarbeit in der Verhandlungskommission oder ihre Teilnahme an den Warnstreiks den Abschluss erst ermöglicht haben.